Manchmal geht einem plötzlich etwas Neues, Unbekanntes auf. Ein neuer Gedanke, eine ungewohnte Sichtweise, ein neuer Blick auf alt Bekanntes. So ging es mir vergangene Woche. Für den Kirchweihgottesdienst für Klein und Groß hatten wir eine biblische Geschichte von Petrus ausgesucht: Da geraten Petrus und seine Freunde in ihrem Boot in einen großen Sturm. Die Wellen überschlagen sich, Wasser schwappt ins Boot, die Lage ist immer gefährlicher. Noch dazu sind sie ohne ihren Freund Jesus unterwegs. Er war am Ufer zurückgeblieben. Als sie nicht mehr aus noch ein wissen und vor Angst nur noch schreien, kommt ihnen Jesus auf dem Wasser entgegengelaufen. Kein Wunder, dass sie ihn erst für ein Gespenst halten. Erst als Jesus ruft: “Seid getrost, ich bin`s, fürchtet euch nicht!“ merken sie, dass er es ist. Petrus aber will es ganz genau wissen. „Wenn du es bist, Jesus, dann befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“ Jesus streckt seine Hand aus, Petrus steigt aus dem Boot und geht sicheren Schrittes über das Wasser auf Jesus zu…aber dann fällt sein Blick wieder auf die Wellen, auf ihr Tosen und Stürmen und er beginnt zu sinken. Da greift Jesus schnell nach seiner Hand und sagt: “Warum hast du gezweifelt?“
Der Zweifel - er ist mir vertraut und begleitet mich durch meine Tage. Neu gelernt habe ich durch den Gottesdienst letzte Woche, dass im Wort „Zweifel“ die Zahl zwei steckt. Zweifel - das heißt Vertrauen und Angst, Zuversicht und Unsicherheit. Beides gehört zusammen. Ich schaue voll Vertrauen auf die ausgestreckte Hand Jesu. Und dann fällt mein Blick auf die Wellen meines Lebens, die sich auftürmen und über mir zusammenbrechen drohen. Ich bin voller Zuversicht. Und dann türmen sich Probleme auf und ich verliere den Blick für den sicheren Untergrund, den Gott mir schenkt.
Im Gottesdienst für Klein und Groß haben wir nach der Geschichte die Dankrakete gebetet. Ein Gebet mit vielen Bewegungen. Es geht so: „Die Kleinen sind Gott nicht zu klein, die Großen nicht zu groß. Gott hält dich leise an der Hand und lässt dich nie mehr los. Hängst du auch manchmal in der Luft und zappelst hin und her, setzt Gott dich sanft auf festen Grund, du bist ihm nicht zu schwer. Darum wird unsere Freude groß und geht als Dankrakete los.“ Die Kinder lieben die Dankrakete - sie werden sanft an der Hand genommen, wild hin- und her geschüttelt, dann auf den festen Boden gestellt und zum Schluss als Dankrakete nach oben geworfen und wieder aufgefangen. Ich beneide die Kinder manchmal darum- es täte uns Großen auch gut, es beim Beten so richtig zu spüren, dass jemand uns an der Hand nimmt, dass wir wieder auf festen Boden stehen, wenn wir hin- und her geschüttelt sind, dass wir vor Freude in die Luft springen.
Vertrauen und Angst, Zuversicht und Unsicherheit - beides gehört zu unserem Leben….und die Dankrakete auch!
[von Pfrin. Susanne Wittmann-Schlechtweg]
[Bild: Daniel Mayovski | Unsplash]
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Susanne Freund (Mittwoch, 01 Juli 2020 21:14)
Wie recht du hast !!!
Dazu noch Mutlosigkeit und Hoffnung!
Ich liebe die Dankrakete
Sandy (Donnerstag, 02 Juli 2020 20:37)
Zweifel... Ja, die hat jeder von Zeit und Zeit. Viele unserer Zweifel sollten wir ablegen und mit Mut und Zuversicht nach vorn schauen. Mit Gottes Hilfe...