Präventionsparadox

„Nicht pflücken!“ höre ich meine Großmutter rufen. „Das steht unter Naturschutz!“

Ein Himmelsschlüsselchen wächst da aus der Wiese heraus. – Eine echte Kostbarkeit, als ich ein Kind war. Es hat sie kaum noch gegeben, diese zarten Blumen mit ihren hellgelben Blütenköpfen. Die so aussehen, als ob man sie schütteln kann wie einen Schlüsselbund. Ob sie dann genauso rasseln? Lieber nicht anfassen. Unter Naturschutz: klingt heilig.

 

„Papa, die darf man nicht pflücken, gell, das weißt du. Die stehen nämlich unter Naturschutz!“ höre ich meine Tochter zu meinem Mann sagen, auf unserem Spaziergang.

 

Wir stehen auf einer Wiese unterhalb der Altenburg. Ich schaue mich um. Die ganze Wiese ist gelb, ein Himmelsschlüsselchen am anderen.

 

„Mama, warum stehen die eigentlich unter Naturschutz, wenn es sooo viele davon gibt?“

 

Weil wir es beschützt haben, als ich ein Kind war. Denke ich mir. Und damit deine Kinder auch noch durch gelb leuchtende Wiesen springen können.

Und dann pass ich auf, dass ich auf keins trete, als wir weitergehen.

 

[von Vikarin Natalie Schreiber]

[Bild: Andreas Kretschmer | Unsplash]

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth Buck (Donnerstag, 30 April 2020 09:35)

    Danke!

  • #2

    Sandy (Donnerstag, 30 April 2020 16:07)

    Prävention mal anders... Und doch so toll und wichtig...