Hamstern

Meine Seifenspender sind gleichzeitig leer geworden. Drei Waschbecken in der Wohnung, drei Seifenspender. Alle leer.

 

Jetzt steh ich vorm Seifenregal im Drogeriemarkt. Und auch hier: alles leer. Total irre. Ich ärgere mich über die, die ihre Vorratsschränke vollhamstern und nichts übrig lassen für die anderen.

 

Nachfühlen kann ichs aber. Ich bin auch so eine mit zwei dicken Hamsterbacken. Ich kenn dieses wohlige Gefühl, wenn der Vorrat noch lange reicht. Und den Drang, vorsorgen zu wollen für meine vielen „Was-wäre-wenns“. Das Pläneschmieden und Kontrollieren.

Alle Schränke voll. Alles gut.

 

Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. [Mt 6,34]

 

Dieser Satz, den Jesus in der Bergpredigt sagt, war mir immer fremd. Mir als Hamster mit meinem Sammeln und Planen und Vorsorgen.

In diesen Tagen ist er mir ganz nah. Es dämmert mir: für morgen sorgen, das geht nicht. Nicht durchs Arbeiten für die eigene Zukunft und die der Familie. Nicht durchs Hamstern, nicht durchs Pläne machen. Denn ich weiß wirklich nicht, was morgen sein wird.

 

Aber ich hoffe. Dass wir als Menschen gemeinsam diese Krise bewältigen werden. Dass in dieser Situation Kraft freigesetzt wird und Kreativität. Dass wir es aushalten, uns voneinander fernzuhalten und dabei neue Wege finden, uns nah zu sein. Und dass es so ist, wie Jesus sagt: Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. – Nähe, Normalzustand, und auch das Pläneschmieden.

Irgendwann wieder. Vielleicht statt Seife einfach: Hoffnung hamstern.

 

[Unter dem Hashtag #hoffnunghamstern finden Sie im Internet Mutmachendes und Hoffnungsfrohes aus allen Ecken unseres Landes.]

 

[von Vikarin Natalie Schreiber]

[Bild von Ricky Kharawala | Unsplash]

 

 

 

 

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Elisabeth Buck (Sonntag, 22 März 2020 19:49)

    Hoffnung hamstern. Das nehme ich in meinen Sprachgebrauch auf. ❤

  • #2

    Anita (Mittwoch, 25 März 2020 20:59)

    Hamstern im übertragenen Sinn. Ich hamstere schöne Momente, Ereignisse, Erlebnisse... Zuhause neben all den Dingen vom Vorrat. Ein altes Marmeladenglas, schön gestaltet und darin, kleine Zettel, Eintrittskarten, Minifotos, bunte, weiße, schwarze Zettel mit Erinnerungen an tolle Momente. Derzeit habe ich keine Zettel zum befüllen oder Hamstern, aber zum Glück habe ich einen Vorrat geschaffen, als die Zeit dazu war.